Richtig reagieren bei Verbrennungen und Verbrühungen bei deinem Kind

Richtig reagieren bei Verbrennungen und Verbrühungen bei deinem Kind

Richtig reagieren bei Verbrennungen und Verbrühungen – so handelst du sicher und effektiv

Stell dir vor: Dein Kleinkind greift aus Neugier an einen heißen Topfgriff, kippt sich eine Tasse frisch aufgebrühten Tee über den Schoß oder – noch schlimmer – bekommt siedendes Öl ab. In einem solchen Moment zählt schnelles, überlegtes Handeln. 

Gerade bei Kindern sind Haut und Kreislaufsystem empfindlicher, sodass schon scheinbar kleine Verbrennungen oder Verbrühungen massive Folgen haben können.

Dieser Ratgeber zeigt dir, wie du als Elternteil oder Begleitperson richtig und sicher reagierst. Wir geben dir einen klar strukturierten Leitfaden mit Dos & Don’ts an die Hand und erläutern dir, welche Maßnahmen bei den verschiedenen Schweregraden und Ursachen helfen. Außerdem erfährst du, wann unbedingt ärztliche Hilfe nötig ist.

Wichtig: Der Artikel ersetzt keine medizinische Beratung! Bei Unsicherheiten oder schwereren Verletzungen suche bitte sofort einen Arzt oder eine Ärztin auf!.

Was sind Verbrennungen und Verbrühungen?


  • Eine Verbrennung entsteht durch trockene Hitze wie offene Flammen, heiße Oberflächen oder Funken. 

  • Eine Verbrühung wird durch heiße Flüssigkeiten, Dampf oder feuchte Hitze verursacht, beispielsweise heißes Wasser oder Kochflüssigkeiten. 

Besonders bei Kindern sind Verbrühungen weit verbreitet, weil sie leichter an heiße Flüssigkeiten gelangen, etwa durch das Herunterreißen von Tassen oder Kochtöpfen. Die Haut von Kindern ist dünner, empfindlicher und der Wärme- und Energieaustausch mit der Umgebung ist stärker als bei Erwachsenen, was die Verletzungen hier kritischer macht.

Einige der empfohlenen Materialien zur Wundversorgung findest du in unserem hochwertigen Erste-Hilfe-Set für Kinder – zum Beispiel sterile Wundauflagen und Verbände.

Schweregrade der Verbrennung oder Verbrühung

Bei Kindern treten Symptome schneller und ausgeprägter auf. Eine Verbrennung, die bei einem Erwachsenen noch „mäßig“ wäre, kann bei einem Kleinkind rasch kritisch werden. Die kindliche Haut ist dünner und empfindlicher – außerdem besteht ein stärkerer Energie- und Wärmeaustausch mit der Umgebung.


Die Tiefe der Verletzung hilft, die Schwere einzuschätzen und die richtige Behandlung zu wählen:

Grad

Hautschichten

Symptome

Heilung/Risiko

1. Grad

Oberste Hautschicht (Epidermis)

Rötung, Schmerzen, keine Blasen

Heilt meist vollständig, ähnlich wie Sonnenbrand

2. Grad

Epidermis + obere Dermis

Blasenbildung, gerötete Wundoberfläche, starke Schmerzen

Gefahr von Narben und Infektionen

3. Grad

Ganze Dermis, evtl. Subkutis

Verkohltes, lederartiges Gewebe, geringe oder keine Schmerzen (Nerven geschädigt)

Heilung nur durch operative Eingriffe, Narben üblich

4. Grad

Auch Muskeln, Knochen betroffen

Verkohlungen, Gewebedefekte

Lebensbedrohlich, umfangreiche Therapie nötig


Schon mittelgroße oder tiefe Verbrennungen oder Verbrühungen können systemische Folgen wie Kreislaufschock, Wasser- und Eiweißverlust oder Entzündungsreaktionen im Körper auslösen. Bei Kindern treten solche Symptome oft schneller auf.


Die sogenannte Handflächenregel hilft, die verbrannte Fläche einzuschätzen: Die Handfläche entspricht etwa 1% der Körperoberfläche. Bei Kindern genügt oft eine relativ kleine verbrannte Fläche (ab ca. 5%) für gesonderte medizinische Beurteilung, bei Erwachsenen liegt diese Grenze höher (ca. 10%).


Achtung: Bei Verbrühungen durch heiße Flüssigkeiten ist die Fläche, die betroffen ist, meist größer, was die Erste Hilfe und die Abschätzung der Schwere beeinflussen kann – deshalb bitte lieber einmal zu oft zum Arzt. Auch zusätzliche Komplikationen wie Strom-, Chemie- oder Begleitverletzungen gehören dringend in ärztliche Hände!

Sofortmaßnahmen – Das kannst du tun

1. Sicherheit schaffen

Sichere zuerst die Umgebung ab, damit du dich und das Kind nicht selbst gefährdest: Bringe das Kind aus der Gefahrenquelle weg, schalte bei Elektrounfällen den Strom ab und lösche brennende Kleidung im Notfall mit Wasser, einer Decke oder durch Wälzen am Boden.

Rufe bei größeren oder gefährlichen Verbrennungen sofort den Notruf (112).

2. Kühlen

  • Kühle die Verbrennung sofort unter fließendem, kaltem oder lauwarmem Wasser (ideal sind ca. 15–20 °C) für etwa 10–20 Minuten. Das lindert Schmerzen, entzieht der Haut die Hitze und begrenzt das Gewebeschaden.

  • Ganz wichtig: Verwende kein Eis oder eiskalte Umschläge, da dies zu Kälteschäden führen kann. Kühlt man zu lange oder großflächig, droht Unterkühlung, vor allem bei kleinen Kindern oder Säuglingen. Lieber die Kühlzeit kurz und das Kind warm halten.

  • Im Gesicht kannst du auch feuchte Tücher anlegen – bitte achte jedoch darauf, die Atemwege nicht zu behindern.

3. Wundversorgung

  • Entferne vorsichtig lose, heiße Kleidung, aber Kleidung, die an der Haut klebt, sollte nicht abgezogen werden, um weitere Schäden zu vermeiden.

  • Trockne vorsichtig den betroffenen Bereich mit steriler Gaze, einem sauberen Tuch oder einer sterilen Wundauflage.

  • Decke die Wunde locker mit einem sterilen, nicht klebenden Verband oder steriler Folie ab (kein Frischhaltefolie-Einwickeln).

  • Drücke nicht auf die Verbrennung, reibe nicht und öffne keine Blasen – sie bieten einen natürlichen Schutz.

  • Versorge offenliegende große oder tiefe Wunden nur mit sterilen Materialien und mache schnell ärztliche Hilfe ausfindig.

  • Achte auf Anzeichen eines Schocks (Blässe, Schwitzen, schnelle Pulsfrequenz, Unruhe oder Bewusstseinsveränderungen)

  • Kontrolliere die Vitalfunktionen (Atmung, Kreislauf)

  • Sobald die akute Erstversorgung abgeschlossen ist: Tetanusprophylaxe prüfen bzw. aktualisieren

In leichteren Fällen kann die weitere Behandlung meist ambulant durchgeführt oder kontrolliert werden – ggf. mit Maßnahmen zur Desinfektion, speziellen Wundauflagen, Narbenprophylaxe etc.

4. Schmerzen lindern und Wärme halten

Schmerzmittel wie Paracetamol oder Ibuprofen können nach ärztlicher Rücksprache gegeben werden. Besonders bei Kindern ist es wichtig, sie warm zu halten, da Verbrennungen mit Flüssigkeitsverlust und Kühlung das Risiko einer Unterkühlung erhöhen.

Was solltest du vermeiden?

⛔️Kein Eis und keine eiskalten Umschläge verwenden.

⛔️Keine Hausmittel wie Butter, Öl, Zahnpasta, Mehl oder Eiweiß auf die Wunde auftragen. Insbesondere fetthaltige Produkte halten die Wärme im Gewebe und fördern Infektionen.

⛔️Keine Klebeverbände direkt auf offene Wunden kleben (sie haften und schmerzen bei Entfernung)

⛔️Nicht an Blasen herumdrücken oder sie aufstechen.

⛔️Bei festklebender Kleidung die Kleidung nicht abreißen.

⛔️Bei größeren oder schweren Verbrennungen nicht übermäßig kühlen und sofort professionelle Hilfe suchen.

Wann solltest du unbedingt zum Arzt?

Suche rasch ärztliche Hilfe, wenn…

  • die Verbrennung größer als 5% der Körperoberfläche bei Kindern (ca. zwei Handflächen) oder 10% bei jungen Erwachsenen ist.

  • die Verbrennung tief ist (2. Grad mit Blasen, 3. oder 4. Grad).

  • Gesicht, Hände, Füße, Gelenke, Genitalien betroffen sind.

  • es Anzeichen von Schock gibt wie Blässe, Schwitzen, schnelle Pulsfrequenz, Unruhe oder Bewusstseinsveränderungen.

  • die Verbrennung durch Chemikalien oder Elektrizität verursacht wurde.

  • Probleme beim Atmen oder Rauchgasinhalation vorliegen.

  • eine bestehende Blasenbildung sich verschlechtert oder Schmerzen stark zunehmen.

  • du unsicher über die Größe oder Tiefe der Wunde bist.

Bei lebensbedrohlichen Verbrennungen zählt jede Minute – die schnelle Stabilisierung und der sofortige Transport in eine Spezialklinik kann Leben retten.

Besonderheiten bei Kindern

Kinderhaut ist dünner und empfindlicher, ihre Körperoberfläche im Verhältnis zum Volumen größer, daher reagieren sie schneller auf Hitze und verlieren rascher Flüssigkeit. Darum sind auch kleinere Verbrennungsflächen bei Kindern oft kritisch. Achte daher bei den ersten Maßnahmen besonders auf Anzeichen von Kreislaufproblemen und Unterkühlung und halte das Kind warm.

Dieser Ratgeber fasst die wichtigsten Schritte und Vorsichtsmaßnahmen zusammen, um dir im Ernstfall schnell und sicher bei Verbrennungen und Verbrühungen zu helfen. Bleibe ruhig, handle überlegt und suche bei Unsicherheiten lieber einmal zu viel ärztlichen Rat.

Spezielle Fälle: Chemische, elektrische und Inhalationsverbrennungen

Chemische Verbrennungen

  • Sofortige und großzügige Spülung mit Wasser, mindestens 10–20 Minuten (je nach Substanz länger). Entfernen kontaminierter Kleidung vorher (sofern nicht festklebt)

  • Keine Neutralisationsversuche (z. B. Säure mit Base) – diese sind gefährlich und meist kontraindiziert

  • Kontakt mit Augen oder Schleimhäuten: zusätzliche Spülung, ärztliche Notfallbeurteilung

  • Hinweise des Giftnotrufs beachten (Telefon: 030 192 40)

Elektrische Verbrennungen

  • Stromquelle sofort trennen (Sicherung ausschalten, Abstand halten)

  • Beurteilung von Ein- und Austrittswunden, da tiefere Strukturen betroffen sein können

  • Ablaufenlassen von Kühlung nur nach Erstsicherung

  • EKG und Monitoring, insbesondere bei Kindern

  • Elektrowunden gelten oft als Notfall – stationäre Versorgung mit Spezialisten erforderlich

Inhalationsverletzungen / Rauchvergiftung

  • Bei Bränden in geschlossenen Räumen, Ruß im Gesicht, verbrannter Kleidung, Atemnot: sofort ärztliche Versorgung – Gefahr von Schwellung der Atemwege

  • Sauerstoffgabe, Beobachtung, ggf. Intubation und Klinikaufnahme

  • Ein Inhalationstrauma ist eine besondere Komplikation, die von Spezialisten behandelt werden muss!

Fazit

Verbrennungen und Verbrühungen sind häufige, aber ernstzunehmende Verletzungen, bei denen schnelles und umsichtiges Handeln entscheidend ist. 


Die Schwere der Verletzung wird in Graden nach Tiefe der Hautschädigung eingeteilt und gilt sowohl für Verbrennungen durch trockene Hitze als auch für Verbrühungen durch heiße Flüssigkeiten. Besonders bei Kindern ist Vorsicht geboten, da ihre Haut empfindlicher ist und sie schneller unterkühlen. 


Die Erste Hilfe besteht vor allem aus raschem, aber behutsamem Kühlen, Verletzungsschutz und rechtzeitiger ärztlicher Abklärung. Vermeide Hausmittel, Eis oder wildes Manipulieren, denn das kann mehr schaden als helfen. 


Mit diesem Wissen kannst du sicher und effektiv reagieren, die Heilung deines Kindes unterstützen und im schlimmsten Fall sogar Leben retten.

Checkliste Erste Hilfe bei Verbrennungen und Verbrühungen

✅Umgebung sichern: Gefahrenquelle entfernen, Strom abschalten, brennende Kleidung löschen

✅Verbrennung/Verbrühung sofort ca. 10–20 Minuten unter fließendem, lauwarmem Wasser kühlen (Idealtemperatur: 15-20 °C)

⛔️Kein Eis oder eiskalte Umschläge verwenden

✅Kleidung nur entfernen, wenn sie nicht festklebt

✅Betroffene Stelle locker mit sterilem, nicht klebendem Verband oder Folie abdecken

⛔️Nicht an Blasen drücken oder öffnen

✅Schmerzen mit altersgerechten Schmerzmitteln lindern (z. B. Paracetamol, Ibuprofen, nach ärztlicher Rücksprache)

✅Kind warmhalten

⛔️Unterkühlung vermeiden


Sofort ärztliche Hilfe aufsuchen bei:

  • Verbrennung > 5% Körperoberfläche (Kinder), > 10% (Erwachsene)

  • Tiefe Verletzungen (2. Grad mit Blasen, 3./4. Grad)

  • Verletzungen an Gesicht, Händen, Füßen, Genitalien oder Gelenken

  • chemischen, elektrischen Verbrennungen oder Rauchgasinhalation

  • Anzeichen von Schock (Blässe, Schwitzen, schneller Puls, Unruhe)

  • Unsicherheit zur Verletzungsschwere oder Behandlung

  • ggf. schnellen Transport in eine Spezialklinik organisieren!


Autorin: Lara Kromat

Laura Kromat ist ausgebildete Online-Redakteurin mit Schwerpunkt auf Kinder-, Sicherheits- und Gesundheitsthemen. Seit 2021 bringt sie zudem ihre Erfahrung als zweifache Mutter in ihre Texte ein und vermittelt Eltern praxisnahe, vertrauenswürdige Informationen.

Quellen

Titelbild: rbkomar/ depositphotos

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